Kennt ihr das, wenn es bei WhatsApp zu einem blöden Missverständnis kommt, weil man nicht weiß, ob der andere das jetzt ironisch meint oder nicht? Das liegt oft daran, dass wichtige Informationen wie Mimik oder Gestik fehlen. In einem persönlichen Gespräch lesen wir nämlich auch immer die Körpersprache des Gegenübers mit. Durch die Maskenpflicht geht davon auch ein bisschen verloren – was macht das mit uns?
„Wir schicken nicht umsonst SMS mit Emojis – gerade die Mimik ist essenziell!“
Dirk Eilert ist Mimikforscher, erforscht also das, was sich bei einem Gespräch im Gesicht eines Menschen abspielt. Lächeln, Augenbrauen hochziehen, die Stirn runzeln – das alles sendet wichtige Informationen an den Gesprächspartner. Sind wir deswegen gestresster, wenn jetzt alle eine Maske tragen? „Ja und Nein“, sagt Eilert. „Wenn wir selber sprechen und sehen wollen, wie das beim Anderen ankommt, dann machen uns die fehlenden Signale, die wir bei ihm nicht mehr sehen, tatsächlich Stress. Jetzt kommt aber das Nein: Für uns selbst ist es entspannter!“
Denn wenn wir nach außen hin etwas zeigen, was wir gar nicht fühlen, dann ist das ein größerer Einfluss auf eine Erkrankung an Burn-Out als zum Beispiel Zeitdruck und ein hohes Arbeitspensum. Das habe die Forschung herausgefunden. „Das heißt die Maske entspannt uns auch ein Stück, weil andere uns nicht mehr so leicht lesen können. Und damit können wir unsere Körpersprache leichter und entspannter zeigen.“
Kein Lächeln kann Stress auslösen
Aber warum ist es eigentlich so wichtig, das Gesicht zu sehen? Weil wir soziale Wesen sind, so Eilert.
„Wir wünschen uns eine Rückkopplung von anderen.“
Das können wir leicht nachvollziehen: Einfach mal an eine Situation denken, in der ihr ein wichtiges Gespräch hattet und der andere hat keine Mine verzogen. „In solchen Momenten merken wir, dass wir Stress kriegen!“ Mit einer Maske ist die Hälfte des Gesichts verdeckt, damit fällt ein ganz wichtiger Teil weg: das Lächeln. Das kann dann tatsächlich Stress auslösen, besonders gegenüber fremden Menschen.
In Momenten im Alltag kann es deswegen auch passieren, dass ganz normale Situation komplizierter werden: „Ich schneide im Supermarkt ausversehen jemanden mit meinem Einkaufswagen, dann lächle ich kurz um zu sagen, sorry, kein Absicht. Oder ich lasse jemanden vor und lächle und signalisiere so, hey, sie können vorgehen. Wenn das wegfällt macht das die Kommunikation schwerer, davon bin ich überzeugt!“
Also: Vielleicht ein bisschen mehr reden, gerade in den kleinen Situationen und mit fremden Menschen.
Über dieses Thema wurde auch in der UNSERDING-Show mit Moritz am 27. April 2020 berichtet.
