Mensch wird mit Nadel in Oberarm geimpft (Foto: SR)
Fortschritte bei Corona-Impfstoff

Das Biotechnologie-Unternehmen Biontech aus Mainz hat mit seiner US-Partnerfirma Pfizer einen Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt, der die Experten positiv stimmt. Was das Besondere an diesem Impfstoff ist und wie es jetzt weitergeht? - UNSERDING hat die Antworten!


Wie viele Dosen erhält Europa?

300 Millionen Impfdosen hat die EU mit Biontech und Pfizer vertraglich vereinbart. Weltweit soll der Impfstoff gerecht verteilt werden. Deshalb soll auch ein Großteil des Impfstoffs in Europa hergestellt werden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant mit 100 Millionen Impfdosen für Deutschland.

Was ist das Besondere am neuen Impfstoff?

Erstmals wurde ein Wirkstoff entwickelt, der bei 90 Prozent der Fälle vor einer Infektion schützt. Zum Vergleich ein Grippe-Impfstoff hat nur eine Wirksamkeit von 50 oder 60 Prozent.

Bereits seit Juli wird der Impfstoff von Biontech und Pfizer getestet. An der klinischen Prüfung nehmen bisher weltweit 43.500 Probanden teil. Trotz der großen Begeisterung mahnen Forscherinnen und Forscher, denn noch fehlen wissenschaftliche Arbeiten und Daten des Impfstoffs.

Auch der Homburger Virologe Jürgen Rissland äußerte sich noch etwas verhalten. Es sei zwar eine erfreuliche Nachricht, aber vorerst nur eine Zwischenanalyse. "Man muss abwarten, was die endgültigen Daten ergeben werden", so Rissland.

Wie schnell kann der Impfstoff produziert werden?

Sollte der Impfstoff zugelassen werden, dann könnten Biontech und Pfizer noch in diesem Jahr 50 Millionen Impfstoff-Dosen bereitgestellt. Für 2021 rechnen sie mit einer Produktion von 1,3 Milliarden Dosen.

Wie lange dauert es bis alle geimpft sind?

Die komplette Durchimpfung einer Bevölkerung kann lange dauern. Experten gingen in einer Modellrechnung von 60 Millionen Geimpften aus, um den Schutz aller zu gewährleisten. 60.000 Impfdosen könnten pro Tag in Deutschland verabreicht werden. Das heißt die Impfung von 60 Millionen Menschen würde 1.000 Arbeitstage dauern - also ganze vier Jahre.

Die Modellrechnung war dabei sehr positiv. Aus Erfahrung weiß man, dass die Durchimpfung eines Landes auch mehrere Jahrzehnte dauern kann. Mit Blick auf die ganze Welt kann es daher noch sehr lange dauern.

Außerdem braucht es nicht nur die Impfdosen, sondern auch das entsprechende Zubehör, wie zum Beispiel Spritzen. Entscheidend ist auch, dass es ausreichend Personal gibt, das die Impfung spritzen kann.

Wie lange wird der Wirkstoff schützen?

Darauf gibt es noch keine Antwort. Die entsprechenden Daten aus der Studie fehlen noch. Außerdem ist noch nicht klar, ob der Impfstoff bei verschiedenen Gruppen - zum Beispiel Risikogruppen - gleich wirkt.

Wann sollen Jüngere geimpft werden?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn dabei geht es auch um ethisches Handeln. Der Deutsche Ethikrat und die Ständige Impfkommission (STIKO) haben dazu ihre Empfehlung in Berlin vorgestellt. Daraus geht hervor, dass zuerst ältere Menschen und Angehörige anderer Risikogruppen sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen geimpft werden sollen. Außerdem Beschäftigte bei der Polizei, in Gesundheitsämtern oder an Schulen. 

Jüngere Menschen die nicht zur Risikogruppe gehören und auch nicht in den oben genannten Branchen beschäftigt sind, könnten daher erst später geimpft werden.

Wird es eine Impfpflicht geben?

Eine allgemeine Impfpflicht schließen die Experten des Deutschen Ethikrats und der STIKO bisher aus.