Ein Handwerk auf der Baustelle (Foto: dpa/Julian Stratenschulte)
Seltene Ausbildungen im Saarland

Überall werden Azubis gesucht - doch was ist eigentlich genau gemeint mit "überall"? Wir haben uns die Ausbildungsplätze im Saarland angeschaut und Ausbildungen gecheckt, die fast vergessen sind.

Zwei Hände kneten einen Teig (Foto: pixabay/giulioperricone)

Beim Handwerk denken viele an gängige Berufe wie Bäcker, Schreiner, Maurer oder Heizungsbauer. Doch das Saarland hat auch Berufe zu bieten, die kaum jemand auf dem Schirm hat. Drei davon haben wir uns näher angeschaut und mit Azubis in diesen seltenen Ausbildungsberufen über ihren Job geredet.

Ausbildung zur Glasveredlerin

Kyra aus St. Ingbert arbeitet bei einer Glasmalerei und macht dort die Ausbildung zur "Glasveredlerin".

Ich bin durch Zufall auf den Job gekommen, ich habe einen Bericht online über Glasveredler gesehen. Dann hab ich geschaut, ob es sowas auch im Saarland gibt.

Einen typischen Arbeitstag gibt es bei Kyra nicht. Wenn sie auf der Baustelle ist, dann ist sie in der Regel in einer Kirche: Als Glasveredlerin restauriert sie Kirchenfenster oder baut neue Fenster. Dadurch kommt sie natürlich auch viel rum.

Kyra ist aber nicht jeden Tag auf Montage, sondern ab und zu auch in der Werkstatt in ihrem Betrieb. Beispielsweise um Glas zu schneiden oder Reparaturstücke anzufertigen.

Was macht eine Glasveredlerin?
Video [Länge: 00:46 Min.]
Was macht eine Glasveredlerin?
Wir durften Kyra auf der Arbeit besuchen. Was das schönste an ihrem Job ist und wie die Arbeit als Glasveredlerin aussieht, hat sie uns im Interview erzählt.

Für die Berufsschule muss Kyra nach Hessen fahren. Vier mal im Jahr hat sie dort Blockunterricht, jeweils drei Wochen am Stück dann. Im Saarland selbst gibt es keine Berufsschule und auch nur eine bestehende Glasmalerei - und genau da macht Kyra ihre Ausbildung.

"Ich hatte das Glück, dass bei der Firma auf Eigenbedarf ausgebildet wird", erzählt Kyra im Interview. Das wohl größte Problem an seltenen Ausbildungsberufen, sind die wenig vorhandenen Arbeitsplätze auch nach der Ausbildung: "Dadurch dass es generell wenig Glasveredler noch gibt, ist es natürlich schwierig sonst irgendwo einen Platz zu finden, wenn man nicht gerade in dem Betrieb ausgebildet wurde".

Eine Frau arbeitet an einer Glasscheibe (Foto: SR)
Kyra bei der Arbeit: Hier an einem Kirchenfenster.

Ausbildung zum Sattler

Was macht eigentlich ein Sattler? Genau diese Frage haben wir Till aus Blickweiler gestellt. Er ist einer von zwei Azubis im ganzen Saarland der "Autosattler" wird. Wie vielseitig sein Beruf ist, wird deutlich wenn Till aufzählt, um was er sich als Autosattler alles kümmert: die komplette Inneneinrichtung eines Autos (Sitze, Lenkrad, Decke), LKW-Planen, Zelte und auch Bootsverdecke gehören dazu.

Sattler - Eine der seltensten Ausbildungen im Saarland
Audio [Länge: 01:10 Min.]
Ausbildung als Autosattler
Till ist im Saarland einer von zwei Azubis, die Sattler werden. Einer der seltensten Ausbildungsberufe hier bei uns. Wie Till dazu gekommen ist und ob es schwierig ist, in so seltene Ausbildungen reinzukommen, haben wir ihn im Interview gefragt.

"Du machst eben nicht jeden Tag das Gleiche, sondern hast immer Abwechslung", erzählt Till. Gerade diese Vielfalt und auch die unterschiedlichen Aufträge gefallen ihm an seiner Ausbildung besonders. Die Reaktionen auf seinen Beruf sind meistens gleich: "Die Standardfrage ist eigentlich immer Was genau machst du eigentlich?", erzählt Till. "Wenn man das den Leuten dann erklärt, findens die meisten cool".

Ich könnt mir nicht vorstellen im Büro zu arbeiten und jeden Tag das Gleiche zu machen.

Die Berufsschule also Autosattler ist in Bayern und Till muss dort alle sechs bis acht Wochen zum Blockunterricht hin, jeweils für zwei Wochen. Auf dem Stundenplan stehen natürlich viele praxisbezogene Fächer, aber auch normale Schulfächer wie Mathe, Deutsch, Religion und Sport.

Ausbildung zum Parkettleger

Er ist ein Unikat - Marc aus Neunkirchen ist der einzige Parkettleger-Azubi im ganzen Saarland. Sein Arbeitstag beginnt um kurz vor sieben Uhr morgens. Dann werden erstmal die Werkzeuge eingepackt und dann gehts auf die Baustelle - entweder hier im Saarland oder auch nach Luxemburg.

Ein Handwerker schleift einen Parkettboden ab. (Foto: IMAGO / Müller-Stauffenberg)

Marc ist durch Zufall zu seinem Betrieb bekommen. Er hat nach handwerklichen Jobs gesucht und hat einfach ein Praktikum bei der Firma gemacht, bei der er jetzt auch seine Ausbildung macht.

Körperlich ist der Beruf auf jeden Fall anstrengender. Wer also nicht sportlich ist und keine Lust auf anstrengende Arbeit hat, der ist hier falsch.

Marcs Berufsschule ist rund drei Stunden entfernt und ist in der Nähe von Ulm. Dort hat er immer drei Wochen am Stück Blockunterricht, rund vier bis fünf Mal pro Jahr.


Die richtige Ausbildung finden

Ihr seid noch auf der Suche nach der richtigen Ausbildung für euch? Die Handwerkskammer hat Infos zu 130 Handwerksberufen zusammengestellt, durch die ihr euch durchklicken und auch nach euren Vorlieben sortieren könnt.

Dort findet ihr auch Infos welcher Schulabschluss benötigt wird, wie lange die Ausbildung dauert und was ihr in der Ausbildung verdient.


Artikel vom 24.04.2023