Tätowierfarben stehen in einem Tattoostudio.  (Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau)
Aus für bunte Tattoos?

Immer mehr Menschen lassen sich tätowieren. Das können einfarbig schwarze Tätowierungen sein, aber ganz häufig auch richtig bunte. Genau diesen bunten Tattoos droht jetzt das Aus durch eine EU-Richtlinie.


Unter den 20 bis 29-Jährigen hat jeder Zweite ein Tattoo und viele davon sind bunt. Genau die können jetzt nicht mehr gestochen werden, durch eine Richtlinie der Europäischen Chemikalien-Agentur (ECHA). An dem 4. Januar 2022 sind die beiden Pigmente "Blue15" und "Green7" verboten.

Warum werden die Stoffe verboten?

Laut der neuen EU-Verordnung sind die Hersteller ab heute dazu verpflichtet, nachzuweisen, dass die Farben ungefährlich sind. Das Problem ist aber, dass bei vielen Stoffen die Nachweise schlicht fehlen. Sie sind nicht erforscht, deshalb kann noch gar nicht gesagt werden, ob die Stoffe gefährlich sind. Es besteht nur der Verdacht, dass die Pigmente krebserregend sind. In Haarfarben findet man sie deshalb schon nicht mehr.

Ein Tätowierer tätowiert ein Bein. (Foto: picture alliance/dpa | Bernd Thissen)

Warum sind die beiden Pigmente für Tätowierer so wichtig?

"Blue15" und "Green7" kommen in zweidrittel aller bunten Tattoofarben vor. Deshalb sind viele Tätowiererinnen und Tätowierer in Angst, dass sie jetzt nur noch schwarze, graue und weiße Tattoos stechen können. Daran hängen natürlich auch Existenzen. So wie die von Tätowierer Michael aus Schwalbach. Er findet des Verbot persönlich nicht gut.

Ich persönlich habe sehr sehr gerne im Vorfeld mit bunter Farbe gearbeitet. Das heißt man muss sich jetzt eben komplett umstellen.
Tätowierer Michael aus Schwalbach (Foto: Michael/Privat)
Tätowierer Michael aus Schwalbach

Wann tritt die Richtlinie in Kraft?

Die neue EU-Verordnung tritt am 4. Januar 2022 in Kraft, danach sind die Farben mit den beiden Pigmenten verboten und zweidrittel aller bunten Tattoos nicht mehr möglich.

Welche Alternativen gibt es?

Hersteller von Tattoofarben arbeiten bereits an Alternativen, die ohne die beiden Pigmente auskommen. Wann die neuen Farben auf den Markt kommen ist aber noch offen. Tests und Zulassungen neuer Farben können zum Teil auch Jahre dauern. Bis es Alternative für die weggefallenen Farben gibt, wird die Farbpalette von Tätowiererinnen und Tätowierer deutlich kleiner ausfallen. Die Nachteile der bisher bekannten Farbalternativen sind, dass sie häufig nicht brilliant sind oder sich nicht vernünftig beim Tätowieren einsetzen lasssen. Auch Tätowierer Michael aus Schwalbach wartet auf Reach-konforme Farbalternativen der großen Hersteller, "allerdings können wir im Moment nur mutmaßen und abwarten bis neue Farben rauskommen".

Weitere Infos

Die Kollegen vom funk-Format "Die Da Oben" haben im November über das neue EU-Gesetz informiert:


Artikel vom 04.01.2022.