Ein Türsther vor einer Disco (Foto: dpa)
Interview mit einem Türsteher
Gerechtikeit beim Feiern

Andreas ist 35 und kommt aus Püttlingen. Er arbeitet schon seit einigen Jahren in der Sicherheitsbranche - das heißt er steht in Discos an der Tür oder sorgt bei Veranstaltungen für Sicherheit. Für ihn bedeutet Gerechtigkeit, dass alle gleich behandelt werden - das kann er in seinem Job aber nicht immer umsetzen. Dafür bekommt aber auch er Ungerechtigkeiten ab.

UNSERDING: "Was ist Gerechtigkeit für dich?"

Andreas: "Für mich bedeutet Gerechtigkeit, wenn alle Personen, egal welche Herkunft, Religion oder Hautfarbe sie haben, die gleichen Chancen haben und gleich behandelt werden. In meinem Beruf lässt sich die Definition von Gerechtigkeit leider nicht immer umsetzen. Das hängt zum einen von negativen Erfahrungen beziehungsweise von den Vorgaben der Veranstalter ab. Aber wir versuchen das Beste daraus zu machen und so fair wie möglich zu handeln."  

UNSERDING: "Bekommst du oft Ungerechtigkeiten ab?"

Andreas: "Das ist ein allgemeines Berufsrisiko. Also Beschimpfungen und diverse Anfeindungen hört man da halt leider immer öfter. Aber im Großen und Ganzen glätten sich meistens die Wogen und die Woche drauf kommen sie dann und es ist wieder alles in Ordnung."

UNSERDING: "Was war die krasseste Story, die du als Türsteher je erlebt hast?"

Andreas: "Wir hatten mal jemanden – das ist schon etliche Jahre her, da waren wir im Bosarium am Bostalsee – dem wir den Zutritt verwehrt hatten, und der dann beim Weglaufen und wüsten Schimpfen gefallen ist und sich dabei den Kopf aufgeschlagen hat. Der hat später dann die Polizei gerufen und gesagt, dass wir ihn drangsaliert hätten. Das hat sich dann aber schnell aufgeklärt, weil der Eingangsbereich videoüberwacht war. Aber das war natürlich schon eine komische Situation."

UNSERDING: "Gibt es tatsächlich einen Unterschied bei Frauen und Männern an der Discotür?"

Andreas: "Es ist halt schwierig. Also eine Gruppe junger Männer im Sportdress zum Beispiel geht halt meistens gar nicht. Im Gegensatz dazu ist eine Gruppe junger Mädels immer gern gesehen. Das ist halt immer so – ein gutaussehendes weibliches Publikum lockt trinkwütige Männer an und die machen halt den Umsatz in der Disco. Deswegen sind gutaussehende Frauengruppen immer gern gesehen."

UNSERDING: "Werden alle Gäste an der Tür gleich behandelt?"

Andreas: "Das ist halt leider so, dass es immer diese Ausnahmen gibt mit Stammgästen und VIP-Gästen gibt. Bei Veranstaltungen, die einmalig sind, da kommt dann der Veranstalter und sagt dann 'Pass mal auf, ich möchte die oder die Gruppierung nicht auf der Veranstaltung haben.' Da muss man dann natürlich Zeichen setzen und sagen 'Heute nicht – komm morgen wieder'. Und manchmal hat es damit aber auch gar nichts zu tun. Der hat dann einfach Pech gehabt. Und das ist dann nicht unbedingt gerechtfertigt."


Hinweis zum Hausrecht

Übrigens dürfen Türsteher rein rechtlich keine Leute vor dem Club abweisen, nur weil sie eine bestimmte Hautfarbe oder Herkunft haben. Denn das spricht gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Fühlt man sich zu Unrecht abgewiesen, hilft das direkt an der Tür vor der Disko meist wenig, meint Julian Wendler, Rechtsanwalt aus Saarbrücken. Aber: " Man kann im Nachgang Schadensersatzansprüche gegen den Betreiber der Diskothek anzeigen. Das wurde dann auch in der Vergangenheit so entschieden, dass man dann Schadensersatz ungefähr bis zu 1.000 Euro zusprechen kann." Gibt es triftige Gründe, verhält sich jemand zum Beispiel aggressiv, darf der Türsteher aber Hausrecht ausüben und denjenigen der Diskothek verweisen oder den Zugang verwehren.