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Cell Broadcast: Was kann das Warnsystem?

Nach der schweren Hochwasserkatastrophe in Deutschland ist die Forderung nach einem Warnsystem groß. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, dass das neue Warnsystem Cell Broadcast kommt und ab Sommer 2022 einsetzbar sein soll. Hier checkt ihr 5 Fragen - 5 Antworten zum Thema Cell Broadcast!

Wie funktioniert Cell Broadcast ?

Cell Broadcast ist ein Warnsystem, das bei Katastrophen die Einwohner in der betroffenen Region warnt. Alle Besitzer eines Handys bekommen dann eine Push-Nachricht. Diese Nachricht kann auch beispielsweise Links enthalten. Dafür muss auch niemand angemeldet sein: Die Warnung wird an alle Geräte im Empfangsbereich eines Mobilfunkmastes geschickt. Es reicht also, dass euer Handy angeschaltet und mit dem Mobilfunknetz verbunden ist. Dazu werden also nicht eure Handynummern gebraucht. Warnsysteme wie Cell Broadcast sind vor allem bei Katastrophen im Einsatz, weil sie oft auch dann noch funktionieren, wenn die Netze eigentlich überlastet sind.

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Beispiel aus Kanada: Hier wurden die Einwohner von Quebec im Januar 2021 durch Cell Broadcast über die Ausgangssperre informiert.

Ist das laut Datenschutz okay?

Ja! Denn es muss sich bei diesem Warnsystem ja niemand mit seinen Daten auf einem Portal, in einer App oder bei einer Behörde anmelden. Auch Ulrich Kelber, der Bundesdatenschutzbeauftragte, twitterte am Mittwoch (21. Juli): "Es gibt keinerlei datenschutzrechtliche Bedenken gegenüber #cellbroadcasting".

Oft wird gesagt, bei Cell Broadcast handelt es sich um eine Warn-SMS. Diese Aussage ist aber eigentlich falsch. Durch Cell Broadcast können alle Leute gewarnt werden, die sich in einem bestimmten Gebiet gerade aufhalten. Durch Cell Broadcast können beispielsweise auch Touristen, Pendler und Reisende gewarnt werden, wenn sie gerade in dem betroffenen Gebiet sind - obwohl sie eigentlich ja woanders wohnen. Bei einer Warn-SMS wäre das nicht möglich, weil da ja nur bekannt wäre, wo die Person lebt bzw. gemeldet ist.

Sendemast verschiedener Mobilfunkanbieter (Foto: dpa)

Wann kommt das Warnsystem?

Bundesinnenminister Horst Seehofer sagte gegenüber dem RND, die Prüfung werde noch vor der Bundestagswahl am 26. September abgeschlossen sein und voraussichtlich positiv ausfallen. Laut Infos des RND soll Cell Broadcast dann im Sommer 2022 einsatzbereit sein. Seehofer und der Präsident des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, betonten aber, dass kein Warnsystem allein helfen werde. Viel mehr ein Mix mehreren Warnsystemen, um wirklich alle zu erreichen.

Merkel verwies bei ihrem Besuch in Bad Münstereifel zunächst auf  bestehende Warn-Apps wie Nina oder KatWarn. Die würden - über WLAN - noch funktionieren, wenn das Mobilfunknetz bereits zusammengebrochen sei. Merkel zeigte sich aber für eine Ergänzung des Warnsystems durch Cell Broadcast offen.

Was kostet das neue Warnsystem?

Für uns ist Cell Broadcast kostenlos. Voraussetzung ist, dass ihr mit eurem Handy im Mobilfunknetz seid. Ihr braucht dazu also ein Handy mit einer funktionierenden Simkarte eines Mobilfunkanbieters. Ob ihr einen Vertrag habt oder Prepaid ist völlig egal. Hauptsache man kann euch erreichen.

Den Bund kostet das neue Warnsystem mehrere Millionen: BBK-Präsident Armin Schuster sprach zuletzt in einem Deutschlandfunk-Interview von 30 bis 40 Millionen Euro. Das Bundesamt sei seit längerer Zeit in Gesprächen mit den Anbietern, wie die Deutsche Telekom bestätigt. Allerdings lasse sich so ein Programm nicht sofort umsetzen. Es müsse beispielsweise auch gegen Angriffe von Dritten sicher sein, damit die nicht solche Warnmeldungen wahllos verschicken.

Eine Frau tippt auf einem Smartphone (Foto: pixabay.com)

Gibt es solche Warnsysteme schon?

Ja! Die Technik dafür gibt es schon seit Jahrzehnten und sie ist auch schon in anderen Ländern im Einsatz. Beispielsweise in den USA, Kanada, China und auch in Japan. Auch Länder in Europa, wie beispielsweise die Niederlande, nutzen Cell Broadcast.


Artikel vom 23.07.2021