Wählen (Foto: dpa)
Das Wahlsystem

Deutschlandweit können bei der Bundestagswahl 2017 insgesamt 61,5 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben. Dazu gehören rund drei Millionen Erstwählerinnen und Erstwähler. Wer genau darf wählen und wie funktioniert die Wahl?

Warum werden zwei Stimmen abgegeben?

Bei der Bundestagswahl hat jeder Wähler zwei Stimmen. Mit der Erststimme wird der Direktkandidat des eigenen Wahlkreises gewählt. Wer die meisten Erststimmen hat, geht für seine Partei nach Berlin in den Bundestag. Zur Wahl stehen in 299 Wahlkreisen jeweils ein Kandidat. Hier wird nur der Kandidat mit den meisten Stimmen gewertet. Alle restlichen Stimmen verfallen.

Um diese Ungerechtigkeit auszugleichen, gibt es die Zweitstimme. Mit ihr wird die Landesliste einer Partei gewählt. Sie entscheidet über die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag. Erhält eine Partei zum Beispiel bundesweit 15 Prozent der Zweitstimmen, stehen ihr auch 15 Prozent der Sitze im Bundestag zu. Rechnerisch ist die Zweitstimme daher wichtiger als die Erststimme.

Im Bundestag gibt es 598 Sitze, die nach dem Ergebnis der Zweitstimmen auf die Parteien verteilt werden. Dann ziehen zuerst die 299 Direktkandidaten ein. Die freien Plätze jeder Partei werden dann mit den ersten Kandidaten ihrer Landeslisten besetzt. Das Prinzip der Bundestagswahl wird "personalisierte Verhältniswahl" genannt.


Was sind Überhang- und Ausgleichsmandate?

Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei viele Direktmandate durch Erststimmen gewonnen hat, nach dem Zweitstimmenergebnis aber weniger Sitze für sie zur Verfügung stehen. Um eine Verzerrung der Sitzverteilung zu verhindern, gibt es seit der Bundestagswahl 2013 für solche Fälle sogenannte Ausgleichsmandate für die anderen Parteien. Um dann bei der Sitzverteilung das Prozentergebnis der Zweitstimmen einzuhalten, wird der Bundestag möglicherweise größer.


Was ist die Fünfprozenthürde?

Nur wenn eine Partei mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen erhält, sichert sie sich Sitze. Ansonsten zieht sie nicht in den Bundestag ein. Der Grund: Allzu viele kleine Parteien würden die Bildung einer Regierungskoalition erschweren.


Wer wählt die Kanzlerin oder den Kanzler?

Die neuen Bundestagsabgeorneten - ob Sieger im eigenen Wahlkreis oder als Vertreter ihrer Partei über die Zweitstimme - wählen den Kanzler oder die Kanzlerin. Die Wähler haben also nur indirekten Einfluss.


Über dieses Thema wurde auch in UNSERDING mit Christian am 24.09.2017 berichtet.