Schulsachen vor der Tafel (Foto: fotolia)
Schule während Corona

Schule geschlossen. Abi eventuell verschoben. Aber keine Ferien! Eine Schülerin, ein Lehrer und der Direktor eines Gymnasiums erzählen, wie in der aktuellen Lage die Abläufe sind und ob das alles so funktioniert. Paulina aus der 11. Klasse sagt ganz klar: "Hätte ich nie gedacht, aber ich würde lieber wieder ganz normal zur Schule gehen!"

Das sagt die Schülerin:

„Insgesamt bevorzuge ich es auf jeden Fall, normal zur Schule zu gehen!“

Paulina geht in die 11. Klasse des Leibnizgymnasiums in St. Ingbert. Sie erzählt, dass sie ihre Aufgaben per Mail von den Lehrern zugeschickt bekommt. Zu jeder Aufgabe gibt’s auch ein Datum, bis wann sie erledigt sein muss. An einige Lehrer muss sie dann ihre Lösungen schicken, von anderen bekommt sie die Lösungen geschickt und kann vergleichen. Mails bekommt sie zum Teil auch nachts oder sonntags zugeschickt.

Eine Frau arbeitet am Laptop (Foto: pixabay.com/janeb13)
Die Aufgaben kommen per Mail

Wenn sie ihre Lösungen eingesendet hat, dauert es eine Weile, bis sie Feedback dazu bekommt.

„Auch wenn wir Fragen haben, kommt natürlich nicht direkt eine Antwort. Die Lehrer müssen ja auch erstmal ihre Mails checken.“

Dass sie immer wieder eine neue Mail schreiben und dann warten muss, verzögert die Dinge dann auch entsprechend: „Das ist in der Schule schon besser.“

Ausschlafen ist drin

Pauline hatte sich anfangs vorgenommen, früher aufzustehen, damit sie die Aufgaben morgens erledigen kann. „Das hat dann eher nicht so funktioniert“, gibt sie zu. Jetzt erledigt sie die Aufgaben eher über den Tag verteilt und teilt sich die Fächer auf die Tage auf.

Mehr Aufwand als im Schulalltag

In Biologie oder Mathe hat Paulina angefangen, neue Themen zu bearbeiten. Bei anderen Fächern hat sie erstmal vieles wiederholt. Besonders verwundert war Paulina über den Arbeitsauftrag im Fach Sport: „Wir sollten  ein Video an unseren Sportlehrer schicken, in dem wir ein Home Workout machen. In der Mail stand dann auch, je besser das bearbeitet ist mit Licht und Schnitt, desto besser wäre es. Der Lehrer würde das dann auch an die Klasse schicken, die das dann nachmachen sollten. Darüber haben sich einige beschwert. Dann wurde es so geändert, dass die Qualität und Bearbeitung des Videos nicht so wichtig sind.“

In vielen Fächern hat Paulina jetzt auch ohne Videos bearbeiten zu müssen mehr Aufwand als in der Schule.

„Ich bezweifle oft, dass wir den Stoff, den wir jetzt zuhause machen sollen, im Unterricht zeitlich hinbekommen hätten.“

Vor allem in Deutsch gab es da ein extremes Beispiel: "Wir haben da mal die Aufgaben nachgezählt, das waren über 60. Und das hätten wir so im Unterricht niemals geschafft. Da haben wir uns auch beschwert und dann wurde das geändert.“

Laptop (Foto: fotolia)
Laptop

Sorge vor dem Abi

Auf die Frage, ob das zuhause lernen besser ist als zur Schule zu gehen, sagt sie sehr entschieden: „Nein.“ Denn:

„Wenn man zur Schule geht, muss man zwar morgens früh aufstehen. Aber wenn man dann nach Hause kommt, muss man eigentlich nur noch den Rest der Hausaufgaben machen und man hat einen geregelten Ablauf.“

Auch ihre Freunde sind eher nicht so begeistert von der aktuellen Lage. Sie glaubt, dass alle lieber wieder zur Schule gehen würden. „Was wir vorher nicht gedacht hätten“, gibt sie zu.

Paulina ist in der 11. Klasse natürlich auch schon auf dem besten Weg zum Abitur. Was das angeht, gibt es für sie immer noch Unklarheiten.

„Ich frage mich, wie die Noten da jetzt zustande kommen sollen. Und wie wir das mit den Klausuren machen, denn das geht ja schon in unser Abi ein. Das hier soll jetzt nicht mein Abi negativ beeinflussen. Da macht man sich schon ein bisschen Gedanken drüber.“

Das sagt der Lehrer:

„Hoffentlich können wir den Schülern helfen, nicht nur aus den Büchern büffeln zu müssen, sondern auch was bieten können, woran sie ein bisschen Spaß haben.“

Raphael Petri hat sich für seine Schülerinnen und Schüler eine etwas andere Art des Unterrichts ausgedacht: Der Musiklehrer am Warndgymnasium in Völklingen veröffentlicht Videos bei YouTube zu verschiedenen Themen. Dabei rappt er auch mal selbst auf einen Beat von Capital Bra, um die Stammtöne zu erklären.

„Im Musikunterricht ist es schwierig, einfach einen Text zum Leben rauszugeben und davon auszugehen, dass die Schüler dann verstehen wie Noten zu notieren oder Rhythmen zu verstehen sind. Deswegen versuche ich mit Videos Abhilfe zu schaffen. Ich hoffe, dass das den Schülern hilft.“

Über seine Videos versucht Raphael zum Beispiel zu zeigen, welche Methoden es gibt, um Rhythmen aufzuschreiben. Er hofft, dass die aktuelle Zeit die Möglichkeit für jeden bietet, Musik nochmal besser zu verstehen als vorher.

Schulunterricht (Foto: dpa)
Normaler Unterricht ist gerade nicht drin

Raphael singt in seinen Videos auch selbst. Hintergrund war, dass er seine Schüler auch öfters nach ihrer Lieblingsmusik fragt.

„Im Moment ist der deutsche Hip Hop ja sehr beliebt. Dann wollte ich diese Musik nutzen, um meinen Schülern mal die Stammtonfolge beizubringen, weil das irgendwie schwierig war. Dabei kam dann dieser Song raus.“

Dieser Song heißt dann „Stammtöne“ und ist von „cABItal Pro“. Dabei lernt man unter anderem, wo die Halbtöne zu finden sind. Dabei rappt Raphael selber auf einen Beat von Capital Bra.

Der Rapper Capital Bra tritt in der Maimarkthalle während seines Tourauftakts auf. (Foto: dpa / Uli Deck)
Capital Bra

Die Idee zum Refrain ist Raphael im Auto gekommen, dann hat er sie zu einem kompletten Song weiterentwickelt.

Er war froh, dass er diese Idee in der Situation dann auch mal umsetzen konnte. Außerdem glaubt er, dass aktuell all seine Kolleginnen und Kollegen experimentieren und versuchen, den Schülern den Stoff nahezubringen.

„Hoffentlich können wir den Schülern so helfen, nicht nur aus den Büchern büffeln zu müssen, sondern auch was bieten können, woran sie in bisschen Spaß haben.“

Feedback der Schülerinnen und Schüler gibt’s auch:

„Mein Lieblingskommentar unter dem Video ist ‚Als ob sie das wirklich gemacht haben‘. Ich hatte cABItal Pro nämlich im Unterricht schon öfters als Beispiel benutzt.“

Das sagt der Direktor:

„Wir können nicht kontrollieren, ob alle ihre Aufgaben erledigen.“
„Viele Eltern sind dankbar für die Arbeit, die die Lehrerinnen und Lehrer sich machen.“

Erik Brill leitet das Leibnitzgymnasium in St. Ingbert, auf das auch Paulina geht. Die Schülerinnen und Schüler von dort haben zurzeit Unterricht über ein Home-Learning-System. Sie bekommen Aufgaben per Email zugeschickt oder über eine Online-Plattform. Herr Brill gibt zu, dass die oft eher schlecht zu erreichen ist, verspricht aber, dass mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet wird. Die Themen, die bearbeitet werden sollen, sind im Lehrplan vorgegeben. Hauptsächlich werden Inhalte vertieft und wiederholt, die schon vorher durchgenommen wurden. Oder es werden neue Themen behandelt. Das passiert dann aber in ganz kleinen Schritten, damit es für alle nachvollziehbar ist.

Eine Frau lernt mit einem Buch und Textmarkern (Foto: pixabay.com/free-photos)
Materialien werden von den Lehrern gestellt

Die Aufgaben und Programme sind so ausgelegt, dass sie auch über ein Smartphone zu nutzen sind, das funktioniert aber nicht so gut wie über den PC. Prinzipiell reicht es aber aus. Das soll Schülern helfen, die vielleicht keinen Laptop oder PC zuhause haben.

Die Kontrolle der Hausaufgaben sei schwierig, sagt Herr Brill.

"Wir können die Eltern nicht dazu verpflichten, zu kontrollieren. Also wissen wir nicht, ob alle Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben machen. Das müssen die Eltern also entscheiden, ob sie die Prüfung der Aufgaben übernehmen oder nicht."

Das Feedback ist gemischt:

"Wir haben schon positives und negatives Feedback bekommen. Der größte Ärger entsteht dann, wenn die Plattform nicht erreichbar ist. Viele Eltern haben aber auch gemeldet, dass sie wirklich dankbar sind. Dafür, dass die Lehrerinnen und Lehrer sich so viel Arbeit machen und dass sie die Unterlagen zur Verfügung stellen."

Über dieses Thema wurde auch in der UNSERDING-Morningshow mit Thurie und Jonas am 26. März 2020 berichtet.