Es wird spannend in den USA: Denn am Mittwoch wird der neue Präsident gewählt! UNSERDING-Reporterin Karin ist in den USA und beantwortet vorab einige Fragen.
In den USA ist es nicht wichtig, wer die meisten Stimmen im ganzen Land bekommt. Wichtig ist, möglichst viele der Bundesstaaten für sich zu gewinnen. Denn: Je nachdem, wie groß ein Bundesstaat ist, darf er eine bestimmte Anzahl Wahlmännern zur eigentlichen Präsidentschaftswahl schicken. Je bevölkerungsreicher der Staat, desto mehr Wahlmänner schickt er. Die wählen dann in der Regel so, wie die Einwohner des Staates entschieden haben. Deswegen kommt es für die Kandidaten darauf an, besonders große Staaten wie Texas oder Florida zu gewinnen. Mehr Infos dazu, wie ein Kandidat die Wahl gewinnen kann und wer vorne liegt, gibt es hier bei der Tagesschau.
So viele Wahlmänner haben die Staaten
Insgesamt sind im "Electoral College" ("Wahlmännergremium") 538 Wahlmänner, die die Bundesstaaten vertreten. Mit 270 Stimmen hat ein Kandidat dort die Mehrheit. Weil sich die Anzahl der Wahlmänner nach der Bevölkerungsgröße richtet, haben manche Staaten, die flächenmäßig sehr groß sind, weniger Wahlmänner als flächenmäßig kleinere Staaten.
Kalifornien entsendet beispielweise 55 Wahlmänner, Texas 38, New York 29. Montana, in der Fläche auch sehr groß, entsendet 3, das kleinere Tennessee 11.
Das liegt daran, dass unglaublich viele Menschen dieses Jahr per Briefwahl abgestimmt haben. Bis alle Briefe ankommen, kontrolliert und ausgewertet sind, dauert es aber. Deswegen wird es schwer, schnell ein Ergebnis der Wahl zu haben.
Zum einen haben viele wegen des Virus per Briefwahl abgestimmt. Aber auch der Umgang mit dem Virus spaltet das Land. Trump-Anhänger sind eher der Meinung, das Virus wird überschätzt und denken an die Wirtschaft im Land. Biden-Anhänger wollen eher die Leute schützen und finden, Präsident Trump hat sich bisher unverantworlich verhalten.
Den Umfragen nach liegen die Demokraten mit dem Kandidaten Joe Biden in den meisten Bundesstaaten vorne. Aber da so viele Leute per Briefwahl abstimmen und überhaupt zum ersten Mal in ihrem Leben zur Wahl gehen, kann man ein Ergebnis kaum vorhersagen.
Das könnte auf jeden Fall passieren. Trump behauptet ja schon seit Monaten, dass die Demokraten die Briefwahl manipulieren und er deshalb das Ergebnis anzweifeln wird - wenn er verliert. Das könnte bedeuten, dass er zum Beispiel vor Gericht zieht und dort dann belegen müsste, wieso er dieser Meinung ist. Aber egal wie - am 20. Januar muss es laut Verfassung einen neuen Präsidenten geben.
Wahrscheinlich würde sich erst einmal der Ton in den USA ändern und Leute nicht mehr per Twitter beleidigt oder entlassen werden. Biden wird wohl versuchen, das Land nochmal ein bisschen zu versöhnen. Denn teilweise reden die einzelnen Lager nicht mal mehr miteinandern.
Es könnte viele Demonstrationen geben, gerade auch von jungen Leuten oder Minderheiten. Trump könnte auch versuchen in vielen Bundesstaaten die Corona-Regeln zu lockern, denn er selbst findet die aktuelle Situation überbewertet.
Aus der Mauer zu Mexiko wurde zum Beispiel: nichts. Der Großteil der Mauer wurde einfach nur saniert. Die Wirtschaft hat Trump aber beispielsweise schon angekurbelt, bis März lief es in den USA wirtschaftlich richtig gut. Viele haben einen Job gefunden und konnten auch mehr verdienen. So lange eben, bis das Corona-Virus die Wirtschaft lahmgelegt hat.
Das hängt immer davon ab, wen man fragt. Außenpolitisch hat er viele Soldaten abgezogen und will nicht mehr viel mit anderen Staaten zu tun haben. Das finden viele gut. Allerdings hat das auch zur Folge, dass er mit vielen Staaten nicht mehr zusammenarbeitet und ein Thema wie beispielsweise der Klimawandel, auf der Strecke bleibt. Innenpolitisch hat er zum Beispiel Steuern gesenkt - das fanden viele Amerikaner gut. Aber bei manchen Sachen ist er nicht weitergekommen, beispielsweise wollte er die Krankenversicherung von Obama abschaffen. Das hat nicht funktioniert.
Dieses Jahr haben so viele Menschen ihre Stimmen vor der Wahl abgegeben, wie noch nie in der Geschichte der USA. Die Zahl der Unentschlossenen, die noch nicht wissen wen sie wählen, ist gering. Der Hype um den Wahltag selbst ist eigentlich ein bisschen übertrieben, auch weil so viele Stimmen schon abgegeben wurden. Trotzdem bleibt die Spannung groß, bis auch die Stimmen per Briefwahl ausgezählt wurden.
Es wurde bereits zu Protesten aufgerufen - zum Beispiel von der Black Lives Matter Bewegung, falls Trump gewählt werden sollte. Aber auch rechte Gruppen rufen dazu auf, wenn die Demokraten gewinnen. Ob aber wirklich Leute auf die Straßen gehen oder sogar randalieren, das ist nicht wirklich absehbar. Unmöglich ist es aber auch nicht.
Über dieses Thema wurde auch in der UNSERDING-Morningshow mit Thurie und Jonas am 3. November 2020 berichtet.